Gesundheitsmonitoring Rind in Baden-Württemberg: Zucht- und Herdenmanagement mit gesünderen Tieren

Im Jahr 2009 wurde der Grundstein gelegt für das Gemeinschaftsprojekt Gesundheitsmonitoring Rind vom Ministerium für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, Landestierärztekammer Baden-Württemberg, Bundesverband Praktizierender Tierärzte e. V., Tierseuchenkasse Baden-Württemberg, Rinderunion Baden-Württemberg, LKV Baden-Württemberg und Universität Hohenheim. Das Projekt hat das Ziel, die Daten aus der monatlichen Leistungsprüfung um Informationen zur Tiergesundheit zu erweitern. Dies soll ein verbessertes Herdenmanagement für die Landwirte und eine intensivere Bestandsbetreuung für die Tierärzte ermöglichen.

Ende 2010 startete das Projekt in Baden-Württemberg mit den ersten Betrieben und Hoftierärzten. Inzwischen nehmen 1.420 Betriebe und 141 Großtierpraxen teil (Stand 01.2021).

In den vergangenen Jahren ist das Milchleistungsniveau durch verbessertes Herdenmanagement und züchterischen Fortschritt deutlich angestiegen. Gleichzeitig zeigte sich im Praxisalltag, dass Mastitis und Fruchtbarkeitsstörungen bei Kühen mit steigender Milchleistung zunehmen. Heute zählen diese Gesundheitsprobleme zu den häufigsten Abgangsursachen.

Abgänge auf Grund von Gesundheitsproblemen verursachen nicht nur Behandlungskosten, sondern bedeuten u. a. auch schlechtere Milchleistung, geringere Milchqualität und höhere Kosten durch die notwendig werdenden Bestandsergänzungen. Daher wird die Krankheitsvorsorge und -vermeidung immer bedeutender. Hinzu kommt, dass immer mehr Verbraucher ihr Augenmerk verstärkt auf tierische Produkte aus einer artgerechten und gesunden Tierhaltung richten.

Nicht zuletzt aus diesem Grund legen viele Landwirte und Züchter neben der stetigen Verbesserung der Leistungsmerkmale zunehmend großen Wert auf eine verstärkte züchterische Bearbeitung von Tiergesundheitsmerkmalen, wie z.B. der Eutergesundheit oder der Fruchtbarkeit.

Aufgrund dieser großen Datenmenge ist es möglich, bei der gemeinsamen Zuchtwertschätzung (Österreich, Baden-Württemberg, Bayern) seit August 2013 für eine Vielzahl an Bullen der Rassen Fleckvieh und Braunvieh Gesundheitszuchtwerte zu erstellen (ermittelt von der Zuchtwertschätzstelle Rind BW des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung- LGL). Hierbei fließen neben den Daten aus dem österreichischen Gesundheitsmonitoring seit August 2013 Daten aus Deutschland (Baden-Württemberg) mit ein. Somit wurde ein wichtiges Etappenziel des Projektes erreicht. Seit dem Jahr 2019 liegen auch entsprechende
Zuchtwerte für die Rasse Holsteins vor.

Doch nicht nur die Zucht auf gesunde, leistungsfähige Kühe, sondern auch die kontinuierliche Verbesserung der betrieblichen Situation durch systematische Dokumentation und kritische Beobachtung des Geschehens im eigenen Betrieb zählt zu einem weiteren Ziel des Gesundheitsmonitorings Rind- ein Ziel, dass mit dem großen Interesse und der aktiven Teilnahme am Projekt erreicht werden kann.

 


Abgangsursachen (%) von Fleckviehkühen unter Milchleistungsprüfung, (LKV BW)


Eutererkrankung Unfruchtbarkeit Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen
Summe
2014 11,5 24,3 7,5 43,3
2015 11,0 23,5 7,4 41,9
2016 10,6 23,4 8,4 42,4
2017 10,5 23,4 6,7 40,6
2018 11,4 22,4 7,2 41,0
2019 12,0 24,9 9,0 45,9
2020 12,8 24,8 9,1 46,7
2022 12,8 23,1 9,2 45,1
2023 12,3 23,3 9,2 44,8

Abgänge auf Grund von Gesundheitsproblemen verursachen nicht nur Behandlungskosten, sondern bedeuten u. a. auch schlechtere Milchleistung, geringere Milchqualität und höhere Kosten durch die notwendig werdenden Bestandsergänzungen. Daher wird die Krankheitsvorsorge und -vermeidung immer bedeutender. Hinzu kommt, dass immer mehr Verbraucher ihr Augenmerk verstärkt auf tierische Produkte aus einer artgerechten und gesunden Tierhaltung richten.

Nicht zuletzt aus diesem Grund legen viele Landwirte und Züchter neben der stetigen Verbesserung der Leistungsmerkmale zunehmend großen Wert auf eine verstärkte züchterische Bearbeitung von Tiergesundheitsmerkmalen, wie z.B. der Eutergesundheit oder der Fruchtbarkeit.

Durch die positive Resonanz und die gute Mitarbeit der beteiligten Betriebe und Tierärzte ist es gelungen, bis November des Jahres 2019 mehr als 674.000 Diagnosen zu erfassen.

Aufgrund dieser großen Datenmenge ist es möglich, bei der gemeinsamen Zuchtwertschätzung (Österreich, Baden-Württemberg, Bayern) seit August 2013 für eine Vielzahl an Bullen der Rassen Fleckvieh und Braunvieh Gesundheitszuchtwerte zu erstellen (ermittelt von der Zuchtwertschätzstelle Rind BW des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung- LGL). Hierbei fliessen neben den Daten aus dem österreichischen Gesundheitsmonitoring seit August 2013 Daten aus Deutschland (Baden-Württemberg) mit ein. Somit wurde ein wichtiges Etappenziel des Projektes erreicht.

 

Doch nicht nur die Zucht auf gesunde, leistungsfähige Kühe, sondern auch die kontinuierliche Verbesserung der betrieblichen Situation durch systematische Dokumentation und kritische Beobachtung des Geschehens im eigenen Betrieb zählt zu einem weiteren Ziel des Gesundheitsmonitorings Rind- ein Ziel, dass mit dem großen Interesse und der aktiven Teilnahme erreicht werden kann.


Flyer GMON Rind

Flyer GMON Rind


Klauengesundheit im GMON

 

Im Rahmen des Programmes Europäische Innovationspartnerschaft Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-AGRI) wurden im Sommer 2016 Projektmittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER) für das Projekt KlauenCHECK BW genehmigt.

 

Das Gemeinschaftsprojekt von der Rinderunion, dem Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg Aulendorf, der Zuchtwertschätzstelle der Landesanstalt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg, der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen und dem LKV BW hatte zum Ziel, Befunddaten zur Klauengesundheit zu sammeln, auszuwerten und für Beratung und Tierzucht zu nutzen. Dadurch sollte die Klauengesundheit auf baden-württembergischen Milchviehbetrieben effektiv verbessert werden.

 

Es war eine wichtige Aufgabe im Projekt, neben interessierten Betriebsleitern auch interessierte Klauenpfleger zu gewinnen, die bereit waren Befunde einzeltierbezogen zu dokumentieren. Daneben mussten Datenschnittstellen zwischen Erfassungsprogrammen und der EDV des LKV geschaffen werden, um die Befunde einzeltierbezogen in den LKV Herdenmanager einfließen zu lassen. Im LKV Herdenmanager wurde ein Modul Klauengesundheit entwickelt. Dort werden die erfassten und aufbereiteten Daten dem Landwirt angezeigt. Sie stehen zur Erfolgskontrolle von tierindividuellen Behandlungen, zur Übersicht des Gesundheitsstatus der Herde und für die Beratung zur Verfügung. Dabei spielt der Datenschutz natürlich eine wichtige Rolle. Alleine der Landwirt entscheidet, wem er die Daten zur Verfügung stellt. Von 86 beteiligten Betrieben zum Jahresende 2017 stieg die Zahl der Betriebe bis zum Ende des Projektes auf inzwischen 222 an. Von zwei beteiligten Klauenpflegern stieg die Zahl auf 16, wobei mehrere die Befunde direkt am Klauenstand digital erfassen. Während der Projektlaufzeit wurden rund 30.000 Einzeldiagnosen erhoben. Dabei geschieht die Erfassung über den international definierten Diagnoseschlüssel von ICAR, dem Weltdachverband der Leistungsund Qualitätsprüfungen. Nach dem Projektende 2019 wurde Klauencheck BW fortgeführt. Das systematische Erfassen von Daten im Rahmen der Klauenpflege wurde 2019 in das Gesundheitsmonitoring Rind BW übernommen. Der LKV Baden-Württemberg wird sich auch weiterhin bemühen, Betriebsleiter und Klauenpfleger für eine systematische Datenerhebung zu gewinnen.